Lyrics by Hermann Rollett, Heinrich Heine, Friedrich Rückert, Ludwig Peter August Burmeister
1. Geheimes Flüstern hier und dort
(verse 3)
Was leise mich umschwebt, umklingt,
Ich will es treu bewahren,
Und was mir tief zum Herzen dringt,
Will ich, vom Geist der Lieb’ beschwingt,
In Liedern offenbaren!
Hermann Rollett (1819–1904)
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2. Er ist gekommen in Sturm und Regen
Er ist gekommen
In Sturm und Regen,
Ihm schlug beklommen
mein Herz entgegen.
Wie konnt’ ich ahnen,
Daß seine Bahnen
Sich einen sollten meinen Wegen?
Er ist gekommen
In Sturm und Regen,
Er hat genommen
Mein Herz verwegen.
Nahm er das meine?
Nahm ich das seine?
Die beiden kamen sich entgegen.
Er ist gekommen
In Sturm und Regen!
Nun ist gekommen
Des Frühlings Segen.
Der Freund zieht weiter,
Ich seh’ es heiter,
Denn er bleibt mein auf allen Wegen.
Friedrich Rückert (1788–1866)
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3. Das ist ein Tag, der klingen mag
Das ist ein Tag, der klingen mag –
Die Wachtel schlägt im Korn,
Die Lerche jauchzt mit Jubelschlag
Wohl überm hellen, grünen Hag,
Der Jäger bläst in’s Horn.
Frau Nachtigall ruft süßen Schall,
Durch’s Laub ein Flüstern zieht,
Das Echo tönt im Widerhall,
Es klingt und singt allüberall,
Das ist ein Frühlingslied.
Hermann Rollett.
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- Sie liebten sich beide
Sie liebten sich beide, doch keiner
Wollt’ es dem andern gestehn;
Sie sahen sich an so feindlich,
Und wollten vor Liebe vergehn.
Sie trennten sich endlich und sah’n sich
Nur noch zuweilen im Traum;
Sie waren längst gestorben
Und wußten es selber kaum.
Heinrich Heine (1797–1856)
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6. Ich stand im dunklen Träumen
Ich stand in dunklen Träumen
Und starrte ihr Bildnis an,
Und das geliebte Antlitz
Heimlich zu leben begann.
Um ihre Lippen zog sich
Ein Lächeln wunderbar,
Und wie von Wehmutstränen
Erglänzte ihr Augenpaar.
Auch meine Tränen floßen
Mir von den Wangen herab –
Und ach, ich kann’s nicht glauben,
Daß ich dich verloren hab!
Heinrich Heine
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7. Was weinst du, Blümlein
Was weinst du, Blümlein, im Morgenschein?
Das Blümlein lachte: Was fällt dir ein!
Ich bin ja fröhlich, ich weine nicht –
Die Freudenträne durch’s Aug’ mir bricht.
Du Morgenhimmel, bist blutig rot,
Als läge deine Sonne im Meere tot?
Da lacht der Himmel und ruft mich an:
Ich streue ja Rosen auf ihre Bahn!
Und strahlend flammte die Sonn’ hervor,
Die Blumen blühten freudig empor.
Des Baches Wellen jauchzten auf,
Und die Sonne lachte freundlich darauf.
Hermann Rollett
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8. Walzer
(with small changes in the order of stanzas and with some stanzas left out)
Horch! Welch ein süßes harmonisches Klingen,
Flüstern erhebt sich zum jubelnden Laut.
Laß mit den wogenden Tönen uns schweben,
Die uns wie Stimmen der Liebe umweh’n:
Auge in Auge mit glühenden Wangen,
Bebende Seufzer verlangender Lust!
Ach! Wenn die Stunden der Freude vergangen,
Füllet nur trauernde Sehnsucht die Brust,
Nimmer erblüht, was einmal verblüht,
Nie wird die rosige Jugend uns neu,
O drum, eh’ das Feuer der Herzen verglüht,
Liebe um Liebe, noch lächelt der Mai.
Horch! Welch ein süßes harmonisches Klingen,
Flüstern erhebt sich zum jubelnden Laut.
Laß mit den wogenden Tönen uns schweben,
Die uns wie Stimmen der Liebe umweh’n.
Ludwig Peter August Burmeister (1804–1870)
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10. Liebst du um Schönheit
Liebst du um Schönheit,
O nicht mich liebe!
Liebe die Sonne,
Sie trägt ein gold’nes Haar!
Liebst du um Jugend,
O nicht mich liebe!
Liebe den Frühling,
Der jung ist jedes Jahr!
Liebst du um Schätze,
O nicht mich liebe!
Liebe die Meerfrau,
Sie hat viel Perlen klar!
Liebst du um Liebe,
O ja, mich liebe!
Liebe mich immer,
Dich lieb’ ich immerdar!
Friedrich Rückert
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11. Oh weh, des Scheidens, das er tat
Oh weh des Scheidens, das er tat,
Da er mich ließ im Sehnen!
Oh weh des Bittens, wie er bat,
Des Weinens seiner Tränen!
Er sprach zu mir: Dein Trauern laß!
Und schied doch selbst in Schmerzen.
Von seinen Tränen ward ich naß,
Daß kühl mir’s ward im Herzen.
Friedrich Rückert
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13. Lorelei
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldenes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei,
Das hat eine wundersame,
Gewaltge Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh’.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.
Heinrich Heine
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